
Brügge
Wir brechen noch vor Tagesanbruch auf – kein Wunder, der kürzeste Tag ist in Reichweite. Wir treffen gegen 10.00 Uhr in Brügge ein. Es ist von Vorteil, Brügge am Morgen zu besuchen, denn wir sind nicht die einzigen. Das erstaunt uns nicht, denn auch wir sind fasziniert von dieser Stadt.
Hugo organisiert eine Kutsche und wir erhalten einen ersten Eindruck während der 30 minütigen Fahrt. Danach erkunden wir die mittelalterliche Stadt zu Fuss und Hugo weiss uns mit Erklärungen und Anekdoten Brügge näher zu bringen. Die Stadt war einst eine der reichsten Städte Europas und war im Mittelalter ein bedeutendes Handelszentrum. Dank seiner Lage an einem Flussnetz mit Zugang zur Nordsee florierte vor allem die Tuchproduktion. Es wurden enge Handelsbeziehungen zu Italien, etwa mit Venedig und Genua gepflegt. 1309 entstand hier sogar die erste Börse der Welt, benannt nach der Familie Van der Beurze.
Besonders ist auch der Beginenhof, wo fromme Frauen ohne Klostergelübde lebten – häufig auch, um ihr Erbe nicht der Kirche überlassen zu müssen. Lieve erzählt uns von zwei ihrer Tanten, die hier gelebt haben sollen. Sie muss es wissen, denn ihre Familie stammt aus dem Herzen von Brügge. Das Haus ihrer Vorfahren trägt noch heute deren Namen.
Im 15. Jahrhundert begann Brügges Niedergang. Der Kanal versandete, der Handel wurde durch besser fahrbare Wasserrouten nach Antwerpen verlegt. Die Stadt stagnierte, doch ihre mittelalterliche Architektur blieb erhalten und zieht heute (fast zu viele) Touristen an.
Ein Zwischenstopp in der Brauerei De Halve Maan bietet Gelegenheit für eine Stärkung. Wer mag, probiert einen „Brugse Zot“ – wir erfahren, dass „Zot“ Narr bedeutet und es diese offenbar nicht nur in Ronse gibt (wie wir gestern gelernt haben) – oder einen „Straffe Hendrik“.
Wir fahren weiter an den Strand – Belgien hat 64km Küstenlinie. In Knokke, dem it-place der belgischen ‘Riviera’, machen wir einen windigen Strandspaziergang und essen eine lekkere lunch. Von Knokke sieht man übrigens zum Hafen von Zeebrügge, nach Rotterdam, Antwerpen und Hamburg ist es der grösste.
Am späten Nachmittag kommen wir wieder in Rupelmonde an. Wir lassen den Abend bei einem feinen Abendessen und guter Gesellschaft ausklingen.

